Me, Myself und Yoga
Irgendwann habe ich Yoga und die entspannende Wirkung für mich entdeckt. Die Übungen haben mich nachhaltig ruhiger und gelassener werden lassen. Was noch wichtiger ist, mich das tiefe Vertrauen spüren lassen, dass alles gut ist, so wie es ist und dass dieser Moment der einzig wichtige ist. Zu jeder Zeit. Alles Wichtige passiert immer genau JETZT. Alles andere ist unwichtig, spielt keinerlei Rolle für mein (Wohl-) Befinden. Die Vergangenheit ist geschehen, die Zukunft ist noch nicht da. Also wozu sorgenvoll SEIN? Yoga kann helfen von einem bewertenden SEIN in ein einfach SEIN zu gelangen. In Dankbarkeit, Zufriedenheit und Vertrauen.
Vom auspowernden Yoga bin ich immer mehr zum ruhigeren Üben gekommen. Beides hat seine Berechtigung, Ich fühlte mich jedoch insgesamt ausgeglichener besonders durch die ruhigeren Asanas, die eine intensive Innenkehr mit sich brachten - ja, beinah automatisch. Allein durch das Verweilen in den Übungen. Damals hatte ich noch keine Ahnung von der ganzheitlichen Wirkweise des Yoga und den Körper, Geist und Seele ausgleichenden Asanas. Besonders spannend war die Wirkung auf mein "möglichlicherweise ADHS", da ich ständig unter Strom stand. Inzwischen sehe ich diese ich nenne es einmal „nicht komplett abgesicherte Diagnose“ aus einem anderen Blickwinkel - und rückblickend auf meine Geschichte – als eine über die Jahre logischerweise entstandene Symptomatik. Das empfinde ich noch mehr, nachdem ich durch langsames / ruhiges und achtsames Yoga immer mehr zu innerer Ruhe gekommen bin. Später – nachdem ich ein paar Jahre lang kein Yoga praktiziert habe, weil ich keine schönen Kurse fand – bin ich zum Hatha Yoga gekommen. Sehr interessant empfinde ich inzwischen außerdem Faszien bzw. Yin Yoga und praktiziere seit ca. 10 Jahren täglich Yoga – manchmal auch nur für ca. 10 Minuten auf einem kurzen Zwischenstopp zu meinem Arbeitsplatz. Denn das ist etwas, das ich aus tiefster Seele heraus empfinde. Yoga geht immer und überall. Und wenn es sich um eine Atempause und zwei drei Asanas handelt, die mir helfen, mich zu fokussieren und zentrieren; in meiner Pause, in Innenräumen oder in der Natur… kurz einmal rechts abgebogen und los geht’s…
In 2021/22 hatte ich die Möglichkeit, eine Yogalehrer*Ausbildung in Rishikesh, Indien zu machen. Da habe ich so richtig erfahren und vor allem gespürt, dass Yoga mehr ist. Mehr als nur Körperübungen um fit zu sein. Mehr oder eher etwas Anderes als „´was für Esoteriker“ oder so etwas wie „daran muss man auch glauben“.
Fitness und Wohlbefinden sind wichtige Effekte des Yoga, wenn man es korrekt ausübt. Aber zu beschreiben, was genau Yoga in der Tiefe deines Systems bewirkt ist sehr schwierig und auch so individuell wie jeder Mensch nun einmal ist.
Grundsätzlich gilt: Yoga ist für jede*n möglich, denn es gibt für jede*n seine Asana also Yogahaltung.
Yoga
ist also inzwischen grundsätzlich für jeden geeignet. Es gibt für dich immer eine Möglichkeit, yogische Übungen durchzuführen, denn im Yoga geht es nicht darum, seinen großen Zeh berühren zu können oder gar stundenlang in der Königsdisziplin, dem Kopfstand, zu verweilen. Das kannst du durchaus anstreben – Yoga beschreibt jedoch deinen Weg, nicht, das Ziel erreicht zu haben. Yoga zu üben bedeutet auf dem Weg zu sein und zu bleiben, in Bewegung zu bleiben. Kaum eine Haltung ist wirklich statisch… nicht zuletzt natürlich, weil dein Atem fließt. Du bist lebendig… deine Bewegungen sind lebendig… deine Haltung besteht immer aus der einen Hälfte Anspannung und der anderen Hälfte Entspannung. Es kann um zielstrebige Achtsamkeit oder achtsame Zielstrebigkeit gehen und darum, nichts „über´s Knie zu brechen“. So beugst du außerdem ganz praktisch betrachtet Verletzungen vor.
Achtsamkeit
Achtsam sein bedeutet, Bewegungen bewusst und nach dem Bedürfnis deines Körpers auszuüben. Dabei zu spüren, wo deine Bewegungen sich gut und sicher anfühlen und wo du Schmerzen bekommen würdest, solltest du weiter in eine Bewegung oder Dehnung hinein gehen.
Optimalerweise fühlst du dich im Einklang mit deinem Atem und deinen Bewegungen. Du weißt intuitiv, was dir gut tut – dein Körper weiß ebenso, was ihm gerade gut tut. Lerne, auf ihn zu hören. Du achtest ausschließlich auf dich und dein Üben. Nichts und niemand im Außen erhält länger als nötig deine Aufmerksamkeit. Die einzige Herausforderung, die du suchst im Vergleich, ist deine eigene Entwicklung; wo komme ich her und wo möchte ich hin? Was habe ich bereits geschafft? Sobald du zu anderen ggf. länger praktizierenden Yogis schaust, besteht die Gefahr, dass du in einen Wettkampf gehst. Beobachte dich dabei. Es braucht manchmal nur Nuancen an Veränderungen in deinem Geist, und du findest dich in einem kaum spürbaren Wettkampf wieder. Dieser kann übrigens auch entstehen, wenn du jemanden beim Üben beobachtest, der noch weniger Erfahrung hat. Übe möglichst frei von Wertungen. Alles darf sein, nichts muss!
Spiritualität
Wahre Yogi*s pflegen einen bestimmten Lebensstil. Dieser beginnt in ihrem Inneren. Sie denken, fühlen und leben nach wohlwollenden, gewaltfreien Werten (Yamas und Niyamas). In ihrem Handeln spiegelt sich also die Tiefe ihrer Seele wieder. Das was wir bei einem Menschen sehen, ist das Ergebnis, die Summe all seines Seins. Seines Inneren. Yoga, wie wir es heute kennen lernen, ist die Möglichkeit durch tägliches intensives Üben zu innerer Ruhe zu finden auch im spirituellen Sinne. Die Asanas führen dich auf deinen Weg zur Meditation. Auf deinen Weg zu höherem spirituellem Sein. Da wir im Westen zumeist verlernt haben, zu meditieren, also eine intensive Innenschau zu betreiben, LIEBEvoll und ohne Wertung, sind die Yogaasanas eine gute Möglichkeit, das Meditieren beinahe automatisch zu lernen. Voraussetzung dafür ist eine tägliche Praxis.
Wahres Yog zu praktizieren bedeutet völlige Hingabe. Du übst für das eine Ziel, das meines Erachtens heutzutage etwas verklärt bzw. teilweise auch abfällig, belächelt als Erleuchtung beschrieben wird. Ursprünglich war das das eine Ziel des Praktizierens. Die Hatha Yoga Übungen wurden von Lord Shiva gegeben und die Übungen werden als heilig angesehen. Daher der Ursprung. Er war zu der Zeit nur auserwählten Weisen, erleuchteten Yogis, vorbehalten und wurde von ihnen ebenso auch ausschließlich an ausgewählte Schüler (zunächst nur männliche) weitergegeben. Erst nach und nach öffnete sich der Kreis der Schüler und irgendwann waren die Übungen auch für Frauen erlaubt. So ist eine der Sichtweisen.
Während deiner intensiven Yogapraxis kannst du auch eine tiefere spirituelle Bedeutung im Yog finden. Darauf möchte ich hier nicht im Detail eingehen, da spirituelle Erfahrungen und Erlebnisse aus meiner Sicht nur dich persönlich betreffen. Jeder hat zu dem Thema sicherlich seine ureigene Wahrnehmung. Du kannst Yoga jedoch auch mit einem hohen spirituellen Bewusstsein praktizieren.
Ernährung
Wenn du Yoga praktizierst ist es notwendig, dass du auch dein Ernährung bewusst gestaltest. Dein Körper und dein Geist benötigen Kraft, um die Asanas auszuüben und somit Nährstoffe. Eine sattvische, also pure Ernährung wird empfohlen und von den intensiv praktizierenden Yogis gelebt. Das bedeutet, dass sie keinerlei anregende, den Organismus störenden Inhaltsstoffe zu sich nehmen. Dazu gehören, wie du dir sicherlich bereits denkst, Kaffee und grüner oder schwarzer Tee, Süßigkeiten aber auch Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten, weil sie anregende Inhaltsstoffe haben. Im Ayurveda, dem jahrtausende alten „Wissen vom Leben“ der Veden oder auch der TCM (daraus ist der Ayurveda entstanden), findest du dazu viele Informationen, die dich den menschlichen Organismus tiefer verstehen lassen. So ist es zum Beispiel durchaus notwendig, dass du alle Geschmacksrichtungen in einer Mahlzeit vereinst, also auch Süßes. Jedoch kommt es auf die Menge und die Qualität des Süßmittels an.
Die Sattvische Ernährung kann erweitert werden auf einen sattvischen, also reinen Lebensstil. Deine Ernährung hat immer eine Auswirkung auf dein körperliches, mentales und seelisches Gleichgewicht. Direkt auf die Asanas betrachtet ist durch Lebensmittel, die sich in deinen Gelenken absetzen, die Beweglichkeit beeinträchtigt. Du kannst dich weniger gut bewegen, dehnen und drehen in den Haltungen.
Unter Yogis wird auch ein bewusster Umgang mit ihrer Ernährung gepflegt. Auch zum Thema Ernährung gibt es vielfältige Meinungen – obwohl die yogische sich auf eine rein vegetarische und teilweise sogar vegane Lebensweise stützt. Am Ganges zum Beispiel darf im Umkreis von 500 m kein Ei verarbeitet und verzehrt werden, da es als heilige Zone gilt.
Eine tiefe yogische lebens- und auch ernährungsweise richtet sich nach einer gewaltfreien Umgangsform mit jedem Lebewesen und es verbietet sich automatisch, Tiere zu töten und entsprechend natürlich auch zu verzehren. Wenn du tief verwurzelt bist im Yog, hast du das Bedürfnis danach nicht mehr. Du hast es verinnerlicht. Es ist dir sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen.
Uns wurde gelehrt, dass du dich als Lernende*r nicht geißeln sollst. So lange du noch „naschen“ oder „Fleisch“ denkst, iss es. Es ist noch in deinem Geist, Teil deiner Gedanken und so lange du daran denkst und das (tiefe) Verlangen danach hast wirst du es nicht verhindern können. Es beeinflusst dein Leben, deine Gedankenwelt und somit würdest du bei erzwungenem Verzicht eher einem unkontrollierten Heißhunger verfallen. Also gib deinem Körper oder deinem Geist Ruhe, indem du kontrolliert nachgibst.
Yoga und Ernährung sind in Einheit, wenn du locker und entspannt damit umgehen kannst. Du LEBST das Essen / deine Ernährung als yogische Ernährung, wenn du dich mit dem ursprünglichen Hintergrund ernährst.
Yoga immer und zu jeder Zeit üben?
Es gibt durchaus Zeiten, in denen du nicht praktizieren solltest, zum Beispiel, wenn du erkältet bist, eine akute Verletzung hast, relativ kurz nach einem operativen Eingriff und auch in den ersten 3 Tagen deiner monatlichen Blutung (da in dieser Zeit deine Energie im Körper „nach unten“ also auf Ausleiten und Reinigen eingestellt ist. Mit Yoga würdest du dieser notwendigen Energierichtung entgegenarbeiten.
Anderseits gibt es auch sanfte Übungen, die zum Beispiel Menstruationsbeschwerden lindern können. Mit dem Thema Yoga und Menstruation kannst du dich gut und gerne intensiver beschäftigen. Es ist sehr interessant einmal aus (wie ich finde) ursprünglich wohlwollendem und logisch klingendem Blickwinkel auf unseren weiblichen Zyklus zu schauen und nicht mit dem Blick, der es mit negativen und beinahe hasserfüllten Augen betrachtet.
Da Yoga Auswirkungen auf dein gesamtes System hat (Muskeln, Sehnen, Gelenke, innere Organe und auch dein Drüsensystem sowie natürlich Geist und Seele), sprich bitte ggf. vor Ausübung von Yoga mit deinem Arzt oder Therapeuten, ob du Yoga praktizieren solltest und ggf. auch, welche Richtung für dich passend sein könnte.
Lass meine Yogaimpulse gerne einsickern und entwickle und praktiziere (irgendwann) dein eigenes Yoga. Nur du kannst empfinden, was und wie dir Yoga gut tut! Deine körperliche Konstitution in Gesamtheit gibt vor, wie du übst. Neben deiner genetischen Veranlagung spielt auch deine persönliche Tagesform und auch im allgemeinen eine Rolle, ob du morgens, nachmittags oder abends praktizierst.
Dein Körper wird unterschiedlich auf die Asanas reagieren. Daher ist es gut, achtsam und liebevoll mit dir umzugehen, auch wenn du dich einmal unwohl fühlst oder gar Schmerzen hast, die dich daran hindern „heute zu üben“. Morgen kann es bereits wieder ganz anders aussehen. Du übst DEIN Yoga, sobald du spürst, dass die Bewegungen vom Atem geführt werden und die Übungen fließen. Ein achtsames und liebevolles Nicht-Üben ist Teil der yogischen Sicht- und Lebensweise. Ein Nein ist manchmal die liebevollste Antwort und bedeutet ein Ja zu dir selbst.
Neben körperlichen Effekten wie Beweglichkeit, Kräftigung der Muskulatur sowohl die großen bekannten sowie auch die tiefer liegenden Faszien und der Linderung und Vorbeugung von Haltungsproblemen kann Yoga dich ebenso zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe und, wenn du es möchtest, auch zu spirituellen Veränderungen bzw. Erlebnissen führen.